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Umgang mit Stress im Job - für Leader und Gestresste

Die Welt wird immer schneller - durch Digitalisierung. Alles ist vernetzt, immer online immer abrufbar. Und das führt bei uns Menschen zu Stress: Der Chef ist unfähig, der Kollege ist doof, das Teammitglied ist faul. Jedoch machen wir uns den Stress an sich selbst - in unserem Kopf mit unseren Gedanken. Doch auch unsere Umgebung beeinfluss uns. Wie also umgehen mit Stress?

Entziehen können wir uns der Welt leider nicht. Wir sind ein Teil davon. Und auch wenn wir über die fortschreitende Digitalisierung schimpfen, wir nutzen sie doch. Also, wie gehen wir um mit dem Stress unserer Welt?

Falsche Zusammenarbeit stresst.

 

In den meisten Fällen erleben wir Stress in unserer Arbeitswelt. Wesentliche Quellen für Stress sind nicht in unserem Arbeitsergebnissen sondern im Zusammenleben zu finden:
  • Leiden unter Streitsucht unserer Kollegen
  • Ausbleiben individueller Anerkennung und
  • Fehlender Teamgeist
Es liegt also an unserer Zusammenarbeit und an Kommunikation zwischen uns und unseren Kollegen im Team inklusive Leader.

Modernes Leadership für ein gesundes Arbeitsklima

Der Krankenstand eines Teams hängt von der Gesundheit des Arbeitsklimas ab.

Als Individuum fühlen wir uns wohl, wenn wir seelisch Gesund sind. Daher orientiere ich die folgende Argumentation an der Maslowschen Bedürfnishierarchie. Die Pyramide beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen in hierarchischer Form mit abnehmender Notwendigkeit von Ebene 1 bis 5.

Ein Team besteht aus Menschen - Mitarbeiter und Leader. Für mich hat ein Leader (zu deutsch Chef) die Aufgabe ein gesundes Arbeitsklima zu ermöglichen. Er kann das nicht verordnen, er kann es nur ermöglichen, so wie wir unsere Balkonpflanze nicht zwingen können zu wachsen. Wir können sie nur gießen und pflegen. Wachsen tut sie allein. Und so verhält es sich auch mit Menschen in einer Gruppe. Sie wachsen vielleicht zu einem Team.

5 Methoden wie Leader durch modernes Management ein gesundes Arbeitsklima unterstützen können:

1. Klarheit über die (Wirtschaftliche) Situation der Gruppe (Firma) schafft Sicherheit (Ebene 2 der Maslowschen Bedürfnishierarchie) bei den Angestellten.

Sicherheit ist nach Maslow ein grundlegendes Bedürfnis und daher notwendig aber nicht hinreichend. Wenn der Leader also von Zeit zu Zeit seine Vision vorstellt, schafft er damit eine Art Kompass für das Team und gibt Ihm damit eine grobe Richtung. Wichtig ist, dass eine Vision keine Checkliste für die auszuführende Arbeit ist. Das wäre eher der etwas veraltete Stil eine Patriarchen oder Micromanagement und stünde in Konflikt mit unseren Individualbedürfnissen, z.B. Unabhängigkeit und Freiheit (Ebene 4 der Maslowschen Bedürfnishierarchie).

2. Flexible Arbeitszeiten bietet Raum für Ausgleich und Selbstverwirklichung (Ebene 5 der Maslowschen Bedürfnishierarchie) benötigt aber Vertrauen.

Wir agieren auf einem globalen Markt. Das bedeutet, dass sich die Welt unserer Kunden und Partner auch außerhalb der üblichen Kernarbeitszeit von 08:00 bis 17:00 Uhr weiter dreht. Warum sollten wir uns also an diese Zeiten klammern? Wir sollen doch auch wärend der Mittagspause über das Handy erreichbar sein. In einer Leistungsgesellschaft zählt, was wir am Ende des Tages produziert haben. Wann das passiert, ist in vielen Fällen schlicht irrelevant. Warum also an festen Arbeitszeiten festhalten?
Im Gegenzug würden flexible Arbeitszeiten es den Mitarbeitern ermöglichen, Stress in Ihrer Freizeit auszugleichen oder Einkaufen zu gehen, wenn der Supermarkt offen hat (Physiologische Bedürfnisse - Ebene 1 der Maslowschen Bedürfnishierarchie), denn wenn wir ehrlich sind, wurden die Kernarbeitzeiten in den letzten Jahren deutlich nach 17:00 Uhr erweitert.

Allerdings hat der Micromanagement-Leader dann Stress, denn es wird es bei flexiblen Arbeitszeiten vorkommen, dass der Leader nicht immer anwesend ist, um die Anwesenheit seines Team zu überprüfen. Und das setzt voraus, dass sie/er seinem Team vertraut.

3. Modernes Leadership - Selbstorganisation, Safe2Fail, Augenhöhe und Transparenz

Apropos Vertrauen. Modernes Leadership hält noch ein paar spannende Ansätze parat, die sowohl den Stress vom Leader als auch vom Mitarbeiter reduzieren:

Selbstorganisation macht das Team

Wird Verantwortung an Mitarbeiter übertragen, führt das zu Selbstorganisation. Und das verringert die notwendigkeit des Leaders aktiv einzugreifen. Sie setzt allerdings voraus, dass Mitarbeiter kompetent und methodisch in der Lage sind, die Verantwortung wahrzunehmen und durchzusetzen.

Safe2Fail Kultur für konstruktive Lösungsfindung

Angstfreie Atmosphäre mit Fehlertoleranz ermöglicht lernen, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn Menschen Angst haben Fehler zu machen, riskieren sie besser nichts. Aber das führt zu Stillstand. Und das wäre doch schade. Um Fehler als Chance für Verbesserung nutzen zu können, ist es allerdings notwendig, dass keine Streitsucht etabliert wird (siehe oben), sondern ein Rahmen für konstruktive Auseinandersetzungen.

Umgang auf Augenhöhe ohne Ego

Respekt und Anerkennung in Partnerschaftlichem Umgang mit Mitarbeitern motivieren. Und das Team kann Leistungen erbringen, die sich ein Leader nicht erträumen kann, schon allein weil es mehrere Köpfe sind. Voraussetzung ist, dass das Ego vom Leader damit umgehen kann, Menschen im Team zu haben, die besser sind als man selbst.

Entscheidungen durchschaubar und verlässlich

Selbstorganisation bedeutet nicht, dass jeder machen darf, was er möchte. Abstimmungen im Team werden deutlich komplexer, da nicht nur einer - der Leader - Entscheidungen trifft, sondern der Experte im Team, der die Verantwortung für ein Thema trägt. Das setzt allerdings voraus, dass Entscheidungen transparent gemacht werden und bestand haben. Und das gilt im Besonderen für den Leader. Wird das Prinzip Transparenz vom Leader nicht eingehalten, könnte es als Willkür empfunden werden, führt zu Misstrauen und schwächt die Erfüllung unseres Sicherheitsbedrüfnisses (Ebene 1 der Maslowschen Bedürfnishierarchie).

So gleichen Sie selbst Ihren Stress aus

Es liegt an unserer Zusammenarbeit und an Kommunikation zwischen uns und unseren Kollegen im Team inklusive Leader. Wir können also nicht einfach die Verantwortung auf unsere Kollegen schieben. Und obwohl der Leader, wie oben beschrieben, großen Einfluss auf das Arbeitsklima im Team hat, reicht das nicht. Sie sind selbst verantwortlich.

Wir müssen selbst etwas dafür tun. Wie wir das können, beschreibe ich im Folgenden.

1. Abschalten - Arbeit ist notwendig aber nicht hinreichend um zu Leben.

Auch wenn wir in Deutschland sind und Tugenden wie Fleiß mit Hingabe verfolgen, ist Arbeit nicht alles. Wir erfüllen unsere sozialen Bedürfnisse (Ebene 3 der Maslowschen Bedürfnishierarchie) indem wir nach Anerkennung streben und wir suchen einen Platz in der Gruppe, z.B. unserem Team. Und ja, es ist notwendig Geld zu verdienen. Und in der Arbeit tauschen wir Lebenszeit gegen Geld.

Dabei sind wir motiviert und  erbringen außerordentliche Arbeitsleistung. Die daraus folgende Erschöpfung kompensieren wir dann oft mit Materiellen Belohnungen (von Autos bis Alkohol). Nur brauchen wir dafür immer mehr Geld, und daher arbeiten wir immer mehr.

Dieser Teufelskreis treibt uns immer weiter, bis körperliche Fehlfunktionen, wie temporäre Seh- oder Geruchsstörungen, auf Burnout hinweisen. Erst dann gehen wir vielleicht zum Arzt und erkennen das Problem. Kritisch ist aber, die geistigen und seelischen Verletzungen haben wir bereits viel früher erfolgreich ignoriert. Und so schleichend wir in diesen Zustand hineingerutscht sind, so mühsam ist es, ihn wieder zu verlassen.

Um etwas früher aus diesem Teufelskreis auszubrechen, würde es reichen, einfach weniger intensiv zu arbeiten. Dann brächten wir auch weniger materiellen Konsum und hätte gleichzeitig noch Zeit zur Entspannung.

2. Entspannen - einfach mal nichts tun ist nicht so einfach.

Anstatt sich also kurzzeitig durch Konsum zu befriedigen, könnte man sich einfach auch mal in die Hängematte auf dem Balkon legen, ein Buch lesen und dabei einen Cappuccino genießen anstatt nur schnell den Espresso hinunterstürzen.

Doch wir brauchen Mut um zu entspannen, denn wenn wir aussteigen aus dem Hamsterrad der ständigen Informationsverarbeitung am Handy und dem Leistungsdruck am Arbeitsplatz, dann schaffen wir Raum für uns.
Und in diesem Raum merken wir plötzlich, dass es uns eigentlich gar nicht so gut geht, wie wir uns vielleicht vorstellen. Anstatt jedoch schnell zurück ins Hamsterrad zu rennen, braucht es Mut sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen. "Aber da sind so viele Gedanken" werden sie vielleicht feststellen. "Ja, das sind ganz allein Ihre. Und sie bestimmen.", wäre meine Antwort.

3. Selbst bestimmen – Leben müssen Sie Ihr Leben schon selbst.

Vieles haben wir angefangen und bleiben weder dran noch verwerfen wir es wirklich. Wir sind im Fitness-Studio und beim Yoga angemeldet und gehen nicht hin. Keine Zeit. Wir haben den Segelschein gemacht, und schaffen es nicht aufs Wasser. Keine Zeit. Und dennoch hängen wir all den Wunschvorstellungen, das alles wirklich in die Tat umzusetzen, nach. Später, denn wir haben ja keine Zeit.

Zeit haben wir umso weniger, wenn wir versuchen sie einzusparen (siehe Michael Endes Momo).

Bevor wir uns also im Management (zu deutsch Verwalten) von uns und von Angefangenem verlieren, haben Sie den Mut Ihre Ansätze zu verwerfen. Sie werden schon wieder kommen, wenn sie wirklich wichtig waren. Bis dahin hilft Ihnen die Klarheit weniger Ansätze, Ihre Gedanken zu fokussieren und Raum für sich zu schaffen.

4. Sich herausfordern - Es liegt in unserer Natur über Grenzen hinaus zu gehen.

Sie sind nicht so ein Typ? Dann frage ich mich, warum Sie so sehr motiviert waren, Ihrer Arbeit so intensiv hinter zu sein, dass sie selbst darunter leiden? Sie sind bereits über Ihre Grenzen gegangen. Geht doch!

Lernen Sie etwas Neues und wenden das auch direkt an. Lernen, z.B. einfach "Sosein" im Zen Buddismus mit Meditation, fangen Sie eine neue Sportart an. Sport ist super für den Parasympathikus. Sie fahren so Ihr vegetatives Nervensystem runter und entspannen. Es geht nicht um Erfolge, es geht nicht darum Profi zu sein. Vielmehr geht es um eine neue Perspektive auf Ihr sein und die Erkenntnis, dass es mehr gibt, als sich weiter zu treiben im Job.

5. Kontakte pflegen - Wir sind soziale Wesen.

Ich bin IT'ler. Ich weiß wovon ich rede. KI kann nicht alles. Von anderen werden wir Menschen inspiriert, bestätigt und relativiert. Treffen sie sich mit Familie und Freunden zum Essen oder Sport machen. Und wenn Sie unbedingt etwas für Ihren Job machen wollen, dann gehen Sie auf Meetups. An diesen Veranstaltungen wird nicht nur über spannende Themen referiert, Jobs angeboten und das kostenlose Buffet geleert. Wesentlich ist, wir kommen ins Gespräch mit anderen Menschen.

Ja, und was dann?

Keine Ahnung. Es ist Ihr Leben. Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Folgendes habe ich erlebt:
  1. Ich wurde Leistungsfähiger - nicht nur im Job sondern im Leben. Die Energie kam zurück und was viel wichtiger ist: Der Spaß kam zurück.
  2. Ich ging Probleme aktiv an. Ich arbeitete an Lösungen anstatt die Veruhrsacher der Probleme zu verfluchen.
  3. Meine Hilfsbereitschaft stieg. Andere halfen mir und ich half anderen. Das ist menschlich und macht glücklich.
Ich erfahre am eigenen Leib, was Stress bedeutet und wie schwer es ist, damit umzugehen. Ihnen wünsche ich viel Erfolg bei der Stressbewältigung in Ihrem Leben und freue mich über Feedback.

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